HOCHHEIM. Die Anfänge der langjährigen musikalischen Kooperation mit der Mainzer Prinzengarde sind zurückzuführen auf das Jahr 1949. In der Wein- und Sektstadt Hochheim am Main wurde mit der Inthronisation von Margot Lembach zur ersten Hochheimer „Faschingskönigin“ auch die Prinzess Margot-Garde, der ein Fanfarenzug angegliedert war, gegründet. Bereits in der ersten Kampagne 1949/50 untermalte der Fanfarenzug mehrfach Veranstaltungen des Hochheimer Carnevalvereins (HCV).

Die Hochheimer Fassenachter vor ihrem Auftritt vor 31.000 Zuschauern am vergangenen Samstag in der Mewa Arena beim Heimspiel des Karnevalsvereins Mainz 05. (© Blasorchester Hochheim)

 

Bei einer Fastnachtssitzung der Mainzer Prinzengarde im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz schnupperte der Spielmannszug bereits 1953 Meenzer Fastnachtsluft. Dieses Ereignis hat jedoch zunächst noch nicht zu einer anhaltenden Bindung zwischen der Garde und den Spielleuten geführt.

1966 löste sich der Spielmanns- und Fanfarenzug aus der Prinzess-Margot-Garde, nachdem sein großer Förderer Dr. Karl Lembach verstorben war. Die Ausarbeitung einer neuen Satzung mit einhergehender Namensänderung in den „Spielmanns- und Fanfarenzug ‚Prinzess Margot‘ der Wein- und Sektstadt Hochheim am Main“ war die Folge. Seit diesem einschneidenden Wechsel und durch das Werben um einen Regimentsspielmannszug für die Mainzer Prinzengarde durch den damaligen Generalfeldmarschall und Präsidenten der Garde, Diether Hummel, ist der Spielmanns- und Fanfarenzug von der Kampagne 1966 an bis heute für die Mainzer „im Saal un‘ uff de‘ Gass“ aktiv. Während des gemeinsamen, mit der Mainzer Prinzengarde absolvierten, Besuchs bei der Berliner Karnevalsgesellschaft faszinierte der Hochheimer Regimentsspielmannszug das Publikum im Sportpalast bei der Sitzung „Mainz grüßt Berlin“ (1972) mit einem schwungvoll musikalischen Auftritt.

Dudelsackensemble läuft bei den Umzügen mit

Die Dudelsackspieler stimmen sich ein. (© Blasorchester Hochheim)

Im März 1981 wurde dann die Fassenacht „very british“. Zu einem Gegenbesuch reiste die Shirley Pipe Band aus Birmingham, das die Hochheimer ein Jahr zuvor besucht hatten, nach Hochheim und wurde gleich in die Meenzer und Flerschemer Fassenacht eingebunden. Als besondere Attraktion marschierten die Dudelsackpfeifer zusammen mit den Hochheimer Musikern die Fassenachtsumzüge mit. Für den Mainzer Rosenmontagsumzug wurde sogar die Zugreihenfolge so angepasst, dass die Briten sicher bei der Liveübertragung bundesweit zu sehen waren.

Die Shirley Pipe Band während des Fastnachtumzugs. (© Blasorchester Hochheim)

Eine besondere Anekdote blieb aus der Zeit haften: Als ein Zuschauer einen der Dudelsackspieler fragte, was er denn bei der kalten Witterung unter dem Kilt trage, verweigerte dieser entschieden eine Antwort. Die Frage aber, ob er sich rücklings auf die Straße legen könne, um selbst nachzusehen, beantwortete der Pfeifer lakonisch: „Über Hindernisse steigen wir hinweg“. Und so geschah es. Was der Zuschauer aber wirklich sah, ist nicht überliefert.

Stürmen mit Tätärä und Humtata

Das Hochheimer Blasorchester während der Erstürmung des Hilton-Hotels in Mainz vor 18 Jahren. Im Vordergrund Stabführer Rudi Merkel. (© Blasorchester Hochheim)

Neben den Umzügen wurden die Hochheimer auch bei der Erstürmung des Hilton-Hotels in Mainz aktiv. Besonders in Erinnerung blieb den Musikern die außergewöhnliche Vielfalt des Buffets, das nach der kräftezehrenden Eroberung mit widerwilliger Schlüsselübergabe des Hotelmanagements an den Präsidenten der Prinzengarde sehr genossen wurde. Am Nachmittag dann, im Anschluss an den Kinderumzug, wird bis heute die Rekrutenvereidigung vor dem Staatstheater vorgenommen. Hier werden alle närrischen Nachwuchskräfte unter Mitwirkung der Mainzer Ranzengarde vom Generalfeldmarschall der Mainzer Prinzengarde vereidigt: „Schwört, dass ihr den alten Gardeschwur nicht vergessen wollt: Die Garde trinkt, aber sie übergibt sich net“ und „dass ihr Eich net ferscht, net vor de größte Schoppe, net vor de dickste Werscht.“ Zum Abschluss wird dann das legendäre „Vivat Latwerje“ angestimmt.

Über die Jahre wurde so die Fastnachtszeit ein fester Bestandteil im Vereinsleben. Viele gemeinsame Termine wurden wahrgenommen: Ob die musikalische Begleitung beim Manöverball der Mainzer Prinzengarde, die regelmäßigen Auftritte bei den großen Prunksitzungen in der Mainzer Rheingoldhalle, bis hin zum Konzert der Regimentsorchester aus Hochheim und dem Wonnegau außerhalb der Kampagne unter dem Titel „Tätärä ohne Humba“.

Livemusik im Stadion beim Karnevalsverein

Einen besonderen Auftritt erlebten die Hochheimer bei der Mitwirkung beim Heimspiel des FSV Mainz 05 am vergangenen Samstag. Obwohl die Fußballer leider keinen Erfolg feiern konnten, haben die Musiker vor dem Spiel und in der Halbzeit dem Karnevalsverein und vor allem den über 31.000 Zuschauern kräftig eingeheizt und mit dem „Helau“ nicht gespart!

Das Jubiläumskonzert Ende März fest im Blick

Seit 2019 wird das Orchester nun von Christina Lindt, geborene Euller, geleitet. Sie macht damit ihrem Großvater, Karl Euller, der als Mitglied der ersten Stunde seit der Gründung des Fanfarenzuges der Prinzess Margot-Garde dabei war, alle Ehre. Unter der musikalischen Leitung von Niko Leikam, dem neuen Dirigenten (ebenfalls seit 2019) des Blasorchesters wird 2024 nun bereits das 75-jährige Jubiläum gefeiert.

Dazu findet neben der selbstverständlichen Begleitung der Fastnachtskampagne bei der Mainzer Prinzengarde am 23. März ein großes Konzert in der Georg-Hofmann-Halle in Hochheim statt, um das Jubiläum gebührend zu feiern.Karten für diese Veranstaltung können ab Donnerstag, 15. Februar bei den Orchestermitgliedern, im Bürgerbüro (ab 21. Februar) und im Hörwerk Acusticum zum Preis von 20 Euro erworben werden.

Von Kervin Herut / Jürgen Euler- vom 09.03.2024